Gartenkunst aus Frankreich
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Italienische Gärten

Die italienischen Gärten haben eine ungewönliche und nicht zu verleugnende Anziehung und eine gelungene Anpassung an das Gelände. Sie sind ein Stück Versöhnung mit der Natur. Der Italienische Garten ist auf eine Höhenlinie aufgeschichtet, die im Allgemeinen uneben ist. Man versucht, einen perspektivischen Effekt durch das Aufschichten von Terrassen zu erzielen. Die Natur ist sehr unregelmäßig, üppig oder rau, fruchtbar wie die Toscana oder steinig wie einige Täler in Umbrien.
Man scheut sich nicht, wie bei der Villa d´Este, sich an steile Berghänge anzulehnen. Diese Villas sind keine Orte zum Wandern. Sie sind, im Gegenteil, Orte der Erholung.
Die Terrassen und die kühlenden Gartenräume ergeben oft glänzende Motive und regen zur Erstellung von Geländern und Zugangsrampen an. Die Italiener haben es geschafft, sowohl nennenswerte Gartenelemente als auch die Natur und die Vielfalt der Vegetation mit unerschöpflicher Fantasie zu behandeln.



Die Villa Medici ist zweifellos heute die bekannteste von allen fürstlichen Residenzen, die in der Renaissance auf römischem Stadtgebiet errichtet wurden. Der Bau wunde von Kardinal Ricci de Montepulciano um 1540 beauftragt, wo sich schon früher die Gärten von Pompejus, Lucullus und Salluste befanden.


Weder die Toscana noch die römische Landschaft kann mit dem französischen Klima verglichen werden. Von der Sonne verbrannt und von der Staub bedeckt, ist die Blumendekoration kein wichtiges Element in den Beeten der reichen Villas. Wenn die Blumen ausfallen, werden sie in der arabesken Broderie ohne Bedauern durch unterschiedlich gefärbte Steine ausgetauscht. Randhecken aus Buchsbaum bilden den Abschluss.
Als Bäume sind Kastanien und schöne grüne Eichen zu finden. Dabei wird Wert auf die individuelle Form gelegt. Der Garten soll im Winter etwas anderes als nur nackte Zweige zeigen, man benutzt vorzugsweise Sukkulenten und Bäume, die sich kaum verändern wie die Kiefer und die Zypresse. Sie dominieren durch eine bewundernswerte Gestalt oder die Details ihrer Zweige, schwarze Obelisken oder graublaue Schirme, die meisten der schönen Landschaften.




Die Villa Lante in Bagnaia gehört zum Bistum Viterbo. Kardinal Cambara beauftragte Vignole (den Achitekten des Hauses Farnese) mit dem Objekt im Jahr 1566, der dem Garten seine definitive Gestalt gab: eine wunderschöne Anlage mit Wasserbecken, Fontainen, Parterre und Broderie auf vier Ebenen.

Durch das Betäubende schwerer Sommertage hat die romanische oder florentinische Villa etwas von der afrikanischen Oase: Es ist der ruhige und frische Rückzugsort von den Palästen der Stadt, von den brennenden Pflastern der Straßen.
Einer der größten Verdienste dieser angenehmen Gestaltung ist ihr Charakter der Bewohnbarkeit.
Egal wie groß der Garten ist, fühlt man sich sofort zu Hause. Niemals haben wir das Gefühl, in einer zu großen Anlage zu sein, die uns unbequem wäre oder zu bedeutend und zu anspruchsvoll, um sich mit unserer Natürlichkeit zu versöhnen.
Man fühlt, dass es nicht nur die Schönheit allein ist, die uns immer wieder beschäftigt, obwohl die Elemente zweifelsfrei sehr schön sind. Man wollte nicht, dass die Allee uns durch ihre Breite überrascht und das Parterre durch seine Fülle und Größe, sondern man hat dafür gesorgt, dass die Allee uns wegen ihres Schattens gefällt, das Blumenbeet wegen des erfrischenden Gartenraums, von dem aus wir die klaren Linien bewundern. Wie man will, ist ein Ort geeignet zum Lesen, ein anderer zum Spazierengehen oder Spielen. Hier übt der junge Mensch das Wettlaufen, dort genießt der alte Mann seine Ruhe. Überall weiß man, was man tun kann, man kann sich beschäftigen sich interessieren und bummeln und man weiß: Man kann leben.
Diese Art der perfekten Anpassung an die Wünsche der Bewohner dieser schönen Villen wurde manchmal sehr weit getrieben in Bezug auf die Verteilung der Blickfelder, sofern die Lage der Villa einen weites Panorama erlaubt. Überall wurden die interessantesten Effekte durch den Kontrast und das Gleichgewicht erreicht, durch Räume, wo die Perspektive durch Vegetation beschränkt ist und durch Terrassen, wo sich der Blick völlig frei präsentiert. Es scheint, dass man verstanden hat, dass, wenn es wichtig ist, in der Umgebung eines Landhauses eine schöne Landschaft und einen weiten Horizont zu genießen, es nicht weniger wichtig ist, dass sich uns dieser Horizont hier und da zeigt und sich uns nicht "aufdrängt" bei jedem Mal, wenn wir an einem Fenster vorbeikommen oder wenn wir einen Schritt in den Garten machen. Man kann festststellen, dass man in den schönsten romanischen Villen lange spazieren gehen kann ohne etwas zu entdecken außer den überraschenden Blicken. Im Fall der Villa Médicis weiß man, dass sie absichtlich einem der schönsten Ausblicke, die es gibt, den Rücken zeigt.



Die Villa Gamberaia (1610) in Settignano ist ein sehr angenehmes, kleines Anwesen in einem sehr guten und gepflegten Zustand, in deren Garten sich unter anderem das dargestellte Wassergarten-Parterre befindet

Der Italienische Garten sorgt für offene Räume, wo man im Winter die "hundert Schritte" an der besonnten Mauer machen kann. Aber genau so unverzichtbar in der Gestaltung ist das schattige und unregelmäßige Gehölz, der "Bosco“. In einer Vielzahl der Villen findet man eine kleine Einfriedung, fantasievoll geschmückt, ein Art Geheimgarten, wo man sich vollkommnen isolieren kann. Manchmal, wenn es sich um eine wichtige Residenz handelt, dann trägt diese Einfriedung den Charakter eines zweiten Wohnsitzes wie der "Casin“ von Caprarole oder die "Villa Pia“ des Vatikan.
Die Reisenden, die einmal den Gesang der Brunnen von Trivoli gehört haben, kommen wieder und wieder - in der Hoffnung, die Frische des ersten Eindrucks und diesen mysteriösen Rausch, der aus herben Buchsbäumen und aus hundertjährigen Bäumen zu dünsten scheint, wiederzufinden. Diese Zypressen zu finden, die vielleicht aus der Zeit des Kardinals von Este stammen und die für uns die Stille unserer Friedhöfe und das Vergnügen der romanischen Gärten beständig symbolisieren.

(frei übersetzt nach Georges Gromort © Christian Offredo)